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Partnerschaftsverein Neunkirchen-Seelscheid e.V. - Besuch in Czernichow

Meldung vom

Gemeindepartnerschaftstreffen vom 29.09. bis 02.10.2017 

Bereits im März 2017 trudelte die offizielle Einladung der polnischen Gemeinde in Neunkirchen-Seelscheid ein. 30 Personen aus unserer Gemeinde sollten ein Wochenende in Czernichów verbringen, um mit den dortigen Bürgern in Kontakt zu kommen und um gemeinsam etwas zu unternehmen. Trotz der langen Vorlaufzeit und intensiven Werbung hatten sich leider nur 16 Personen bereitgefunden, die lange Fahrt in Kauf zu nehmen.  

Am Freitag, 4:00 Uhr in der Früh, stiegen in Seelscheid die ersten 3 Mitreisenden ein, 10 Minuten später der Rest in Neunkirchen. Dann setzte sich der Bus in Richtung Much in Bewegung, um die 1065 km nach Czernichów allmählich zu „fressen“. Nach mehreren Pausen und Busfahrerwechsel kamen wir nach 16 Stunden Fahrt leicht verspätet in der Gemeinde Czernichów an. Wir wurden schon im Kulturzentrum in Miedzybrodzie Zywiecki von Bürgermeister Adam Kos und den Gastgebern erwartet. Nach der überwältigend herzlichen Begrüßung bat man uns an die Tische, um das Abendessen einzunehmen. Wie immer bogen sie sich unter der Last der zubereiteten Speisen. Man hätte eine zusätzliche Schulklasse mit 30 ausgehungerten 16-jährigen Schülern noch satt bekommen. Dann übernahmen die Gastgeber ihre Gäste und fuhren zu sich nach Hause.

Am Samstag begann das Programm bereits um 8:00 Uhr. Wir, Besucher und Gastgeber, fuhren in das nahegelegene Kattowitz zum in der neuen Kulturzone gelegenen Oberschlesien Museum, einer ehemaligen Zeche. Der Förderturm war schon weithin sichtbar. Im Museum, nach einer strengen Sicherheitskontrolle, konnten wir uns eine Galerie mit Gemälden, Statuen und Installationen zeitgenössischer, polnischer Künstler ansehen sowie im Kellergeschoss einen Rundgang durch die Geschichte Oberschlesiens vornehmen. Leider war die Zeit eng bemessen, so dass es eigentlich nur ein flüchtiges Kennenlernen war. Dann lockte der Förderturm mit seiner Aussichtsplattform. Von dort oben hatten wir bei schönstem Herbstwetter einen tollen Rundblick auf die Stadt Kattowitz.

Dann war schon der nächste Besichtigungstermin mit Führung im Museum der Zeche „Kopalnia Wujek (Oheim)“ angesetzt. Diese Zeche wurde 1981 bekannt. Die Bergleute hielten sie besetzt, weil in Polen das Kriegsrecht ausgerufen und der Vorsitzende der örtlichen Solidarność verhaftet wurde.

Die von Panzern unterstützte gewaltsame Niederschlagung des Protestes am 16.12.1981 führte zur Erstürmung der Zeche, wobei von den Angehörigen der Sonderpolizeieinheit ZOMO, die besonders brutal und rücksichtslos vorging, neun Bergleute erschossen und 21 verletzt wurden.

Zur Erinnerung an diese Geschehnisse hatte man vor der Zeche eine Gedenkstätte mit einem aufstrebenden Kreuz gen Himmel errichtet.

Nicht weit entfernt, fußläufig erreichbar, lag das Restaurant Wujek, wo für unsere Gruppe das Mittagessen bereitstand.

Hier traf Józef Zawandzki vom Kattowitzer Stadtrat auf uns, hielt eine kurze Ansprache und überreichte den Anwesenden Informationsmaterial über Kattowitz.

Eskortiert von einem Einsatzwagen des Ordnungsamtes nahm der Bus dann Kurs auf die Stadtmitte und ließ uns an der zentralen Bushaltestelle für einen kleinen Rundgang aus-steigen. In der zur Verfügung stehenden Zeit schafften wir es leider nur bis zum Bahnhof und zurück, aber der erste Eindruck von der Stadt war sehr positiv. Nach 2 Gruppenfotos unter einer „Kübelpalme“ spazierte man zurück zum Treffpunkt mit dem Bus.

Nach der Rückkehr löste sich die Gruppe auf, um den Abend im Kreise der Gastfamilien zu verbringen.

Sonntagmorgen, Aufbruch um 9:00 Uhr zur Basilika Mniejsza in Wrychwałdzie, einer Wallfahrtskirche mit Jakobsweganschluß, um dort an einer katholischen Messe teilzunehmen, ein normaler Sonntag, aber die Kirche überfüllt mit Gläubigen.

Nach der Messe gab es noch ein gemeinsames Mittagessen in einem nahegelegenen Restaurant.

Der Nachmittag stand dann zur freien Verfügung, d. h. die Gastgeberfamilien kümmerten sich um ihre Gäste. Einige fuhren nach Bielsko Biała, andere auf den Żar oder sogar nach Oswiecim (Auschwitz).

Ab 18:00 Uhr fand dann der offizielle Abend statt mit Ansprachen von Bürgermeister Kos und Frau Lichtenberg, Kassenwart des Partnerschaftsvereins. Eine Gruppe polnischer Frauen hatten ein Büfett mit warmen und kalten Speisen vorbereitet, das keine Wünsche offen ließ. Säfte, Limo, Cola, Wein und Wodka, für jeden war etwas dabei. Der Kommandant der Feuerwehr aus Miedzybrodzie Biała spielte zum Tanz auf, so dass es ein sehr kurzweiliger Abend wurde.

Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen. Wir trafen uns vor dem Kulturzentrum.

Eine polnische Verabschiedung dauert etwas länger. Der Feuerwehrkommandant, heute mit Akkordeon, spielte auf und die Polen sangen dazu. Den Refrain konnten wir nach der 2. Strophe mitsingen.

Natürlich wurden privat Gegeneinladungen ausgesprochen. Vielleicht klappt es ja mit einem Treffen hier im nächsten Jahr. Doch der Bus wartete für die Rückfahrt nach Neunkirchen-Seelscheid: Koffer verstauen, Plätze einnehmen, durchzählen und dann los.

Nach einer 15-stündigen Rückfahrt kamen wir zwar müde aber gesund zu Hause an.

Es war ein anstrengendes, aber sehr ereignisreiches Wochenende. Wir haben viel gesehen, nette Leute kennengelernt und die tolle Gastfreundschaft in unserer polnischen Partnergemeinde genossen. Wir können es nur weiter empfehlen.

G. Iwers

Pressesprecher